Ré-imaginer le passé
24.3.24 – 28.7.24
Die Ausstellung Ré-imaginer le passé wurde von Mahret Ifeoma Kupka, Isabel Raabe, Ibou C. Diop und Malick Ndiaye kuratiert und läuft noch bis zum 28. Juli 2024 im KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst. Nun stellen wir die Werke der Ausstellung vor: Obeah: Voyage Au Bout de La Piroge von Nathalie Anguezomo Mba Birkoro.
Nathalie Anguezomo Mba Bikoro ist Künstlerin, Heilerin und Schwarze Feministin mit Wurzeln in Gabun. Sie analysiert in ihrer Arbeit Prozesse der Macht und Wissenschaftsfiktionen. Ihr Werk kreist um Andrea Manga Bell, der ehemaligen Königin von Douala und erzählt von der Trauer um den Verlust ihres Sohnes, Prinz José Emmanuel Berroa Manga Bell im Jahre 1947 und ihrem 30-jährigen Kampf, den Mord an ihrem Sohn aufzuklären. Die Besucher*innen werden eingeladen, den imaginären Königspalast, einen Ort des Verbrechens, zu betreten. Die an der Wand angebrachten flackernden Lampen erinnern an jenes Modell, das der politisch durch seinen Antisemitismus und Kollaboration belastete, französische Autor Louis-Ferdinand Céline der königlichen Familie als Geschenk überreicht hatte. Die Lampen fanden um 1942 ihren Platz im Inneren des Palastes in Douala. Die Piroge stellt einen wandernden Grabstein für den ungeklärten Mord an dem Prinzen dar. In einer Audiocollage ist neben der klassischen Musik, einer Komposition von Andrea Manga Bells Vater, und Tonspuren, die über koloniale Verstrickungen, Gewalttaten und Lügen erzählen, auch König Alexandre Manga Bell zu hören, der in einem unvollständigen Geständnis zugibt, den eigenen Sohn erschossen zu haben. Die Künstlerin versteht ihre Installation als Ritual der Auferstehung und Heilung. Der im Titel zitierte Begriff „Obeah“ bezieht sich auf eine Heiltradition, die ihre Ursprünge vor allem in kreolisierten westafrikanischen Praktiken hat. Bikoro wendet in ihrem Werk diese Tradition an und überführt sie in eine feministische Praxis, um dazu beizutragen, koloniale Traumata zu heilen.
Obeah: Voyage Au Bout de La Piroge besteht aus Textilien, Text, Audio, historischen Fotografien, Wandlampen, Piroge, Holz, Maulbeerpapier, Tierschädeln, Hörnern, Ton, Spiegelglasscherben und verschiedenen Objekten. Sie wurde 2023 für die erste Ausstellung von Ré-imaginer le passé im Musée Théodore Monod in Dakar geschaffen und ist nun in einer modifizierten Version im KINDL in Berlin zu sehen.